Welcher Tradingstil passt zu mir? Du wirst eine ganze Weile brauchen, bis Du Dir diese Frage beantworten kannst. Zu Anfang sucht man einfach nur nach einer Lösung, die schnell zum Geld verdienen führt. Ich glaube auch nicht, dass man sich einen Stil aussuchen kann, und danach lernt, so zu traden. Andersrum wird ein Schuh draus: Üben, ausprobieren, und was am besten klappt weiterführen. Was funktioniert und was nicht, findet sich erst, denn jeder Mensch ist anders, reagiert anders, und hat ein anderes Zeitgefühl. Wenn ich zwei Wochen lang nur im DAX zu den Ausbruchzeiten unterwegs war, kommt mir ein Währungspaar anschließend vor wie eine Schnecke. Anderes Zeitgefühl halt. Das ist übrigens die Gefahr bei allen Trades, die man in den Markt legt.
Wozu die Frage: Welcher Tradingstil passt zu mir?
Ohne ein festes Regelwerk wirst Du auch in Jahren noch einfach nur Dein Geld verzocken. Einen Trading Stil zu finden kannst Du mit dem Bau eines Hauses vergleichen. Zuerst muss das solide Fundament her! Jedes Detail, welches Du festlegen kannst beim Traden, hilft Dir. Und Sicherheit kann man in diesem Job so viel gebrauchen, wie überhaupt nur möglich. Es gibt so viele Unsicherheiten, die Nervosität und Emotionen auslösen, dass feste Bestandteile absolut nicht fehlen sollten. Ich freue mich immer riesig, wenn ich etwas gefunden habe, nach dem ich mich richten kann. Bei meinen anfänglichen Beobachtungen waren es die Werte 70 oder 30 der RSI, die mir erste Informationen mit Wiedererkennungswert verschafften, später schulte sich mein Blick langsam auf immer wieder gleiche Bewegungen des Kurses und verschiedener Indikatoren, mit denen sich dann immer wieder neue Fragen auftaten. Zusätzliche Sicherheit in Form von regelmäßigen Abläufen zu schaffen, ist mehr als hilfreich. Uhrzeiten, Herangehensweisen, immer wieder gleiche Abläufe, all’ das sind psychologische Einflüsse beim Traden. Allein Zeitdruck kann Dir schon ganz andere Einstiege verpassen. Bist Du in einer Stunde verabredet, und hast bis dahin nichts zu tun, komm’ nicht auf die Idee, mal ‘ne halbe Stunde zu traden. ( Erfahrungswert ) Deine To Do Liste sollte also zuerst einmal daraus bestehen, Dir so viele Regeln wie möglich aufzustellen.
Wichtige Fragen zu deinem Tradingstil:
- Wie oft in der Woche und zu welchen Uhrzeiten kannst Du traden und wie lange?
- dementsprechend: Welche Kurse laufen zu dieser Tageszeit wie? Die Volatilität Montag bis Freitag zwischen 9.00h und 12.00h ist nicht dieselbe wie die um 23.00h abends!
- Welche Kurse möchtest Du handeln? Leg Dich auf eine Handvoll Charts fest, die Du dann bewußt verfolgst
- Wie sieht es aus mit Deiner Geduld? Hast Du die Ruhe, Trades über Stunden oder Tage laufen zu lassen? Oder bist Du eher der Typ für kurzfristige Trades innerhalb des Tages?
- Welche Handelsstile gefallen Dir, wenn Du Dir mal ein paar Videos im Netz anschaust? Hast Du da schon etwas gefunden, was Du Dir auch vorstellen könntest oder was Dir relativ simpel vorkommt?
Ein paar Handelsstile im Vergleich
Trader A handelt die starken Bewegungen mit dem Trend. Er hat seinen Blick auf entsprechende Verläufe, Einstiege und Stopp Level geschult. Die kurzen Erholungsphasen werden abgewartet, da sie kurzfristig gegen den vorherrschenden Trend laufen, häufig sehr unruhig und nicht sehr gleichmäßig sind. Die Disziplin, hier Erholungen abzuwarten, ohne sich Gedanken darum zu machen, dass man mit den kleinen Bewegungen auch Geld verdienen könnte, bringt Sicherheit und damit Ruhe ins Denken. Es wird lieber abgewartet, bis der nächste Einstieg nach den festgelegten Regeln passt.
Diese Zeichnungen, auf die man in vielen Schulungen trifft, sehen immer sehr einfach nachzumachen aus. Hier mal ein Chart, in dem ich bewußt keinen Vorzeigetrend abbilde. Es sollte einem bewußt sein, dass es größtenteils sehr unregelmäßige Verläufe gibt, eher selten punktgenau. Fehlausbrüche sind genau so an der Tagesordnung wie nicht mehr ganz erreichte Trendlinien. Börse ist ungefähr, nicht genau. Ganz wichtig, sich das zu Beginn vor Augen zu halten.
Trader B hat sich auf genau diese Erholungsbewegungen spezialisiert. Ihm sind diese immer wiederkehrenden und damit sehr zuverlässigen kurzen Bewegungen lieber. Ein weiterer Vorteil dieses Handelsstils ist die Möglichkeit einer Trendwende, wie im Chart unten gezeigt wird. Plötzlich wendet sich das Blatt und man kommt aus einer eigentlichen Erholungsbewegung in eine neue, starke Trendbewegung hinein. Hier einmal zum Vergleich die Grafik mit den gegenteiligen Einstiegen:
Zu den einzelnen Handelsideen wäre noch zu klären, in welchem Timeframe man traden möchte. Trends finden sich im M5 Chart genauso wie im H1 oder D1, nur ist unter anderem der Zeitfaktor ein anderer. Trader C mag womöglich nur einmal am Tag in den Chart schauen, ob die Kerzen möglicherweise eine bevorstehende Umkehr andeuten. Trader D handelt Trends im M5 Chart, weil er viel Zeit hat und die kurzfristigen Bewegungen viel besser einschätzen kann. Dies sind nur ein paar von unzähligen Möglichkeiten, unter denen man die Qual der Wahl hat:) Ich persönlich empfinde gerade diese Vielseitigkeit als spannend. Ein weiteres Beispiel:
Trader E ist die Ruhe in Person, er handelt einen Trend, indem er einmal einsteigt ( Breakout, Bruch der Nackenlinie, usw. ) und dann einfach nur den Stopp nachzieht, nachdem eine weitere Erholungsbewegung stattgefunden hat. Das sieht dann so aus:
Zusätzlich gäbe es hier noch die Möglichkeit zu pyramidisieren. Heißt die Position weiter aufzubauen nach den Erholungsbewegungen und dem anschließenden Bruch des letzten Tiefs ( oder Hochs – das klappt in beide Richtungen ). Das aber nur am Rande. Du siehst, in jedem Stil an sich gibt es noch die Möglichkeit zu variieren. Ein zusätzlicher Grund, sich erstmal auf eine Sache festzulegen.